Vor ein paar Wochen hatten wir eine Ideen-Runde für die netzökonomischen Käsekuchen-Runden, die wir in nächster Zeit organisieren wollen.
1. Die Rechnungslegung der öffentlichen Hand muss nach dem Bilanzprinzip erfolgen. Das schließt eine Art GuV insofern ein, als eine auf Investitionsprojekte bezogene Rentabilitätsbetrachtung erfolgen muss.
2. Investitionen generieren Renditen und tragen ihre Kosten. Insofern ist es nicht egal, wofür die öffentliche Hand Geld ausgibt. Es muss unterschieden werden zwischen konsumtiven und investiven Ausgaben.
3. Es gibt Bereiche, in die Private nicht (oder noch nicht) investieren: Infrastruktur, Grundlagenforschung, Bildung und allgemein Kunst Kultur Kommunikation (nicht Telefon). Investitionen in diesen Bereich sind vorzunehmen, auch bei existenter Staatsverschuldung. Die tatsächliche Rendite muss kontrolliert werden. Mischformen von privater und öffentlicher Investition sind zu prüfen, auch die Frage der rein privaten Finanzierung.
4. Eine Bilanz der öffentlichen Hand erst kann den tatsächlichen Verschuldungsgrad feststellen.
5. Wir leben in Zeiten eines großen Wandels vergleichbar dem des Überganges von der Agrar zur Industriegesellschaft. Őffentliche Investitionen sollen die Bereiche fördern, die in mittlerer Frist sinnstiftende Betätigungen bieten, deshalb Kunst, Kultur, Kommunikation, was auch ein Umdenken im Bildungswesen erfordert, weg vom Bologna-Modell, hin zur Förderung von Kreativität, Phantasie, Intelligenz – deutlich nicht nur in Mathematik und technischer Wissenschaft
So, das wären die entscheidenden Punkte für mich bzw die Themen, an denen ich arbeite.
vielleicht noch
6. Wertschöpfungsketten lassen sich auch im Bereich Kunst, Kultur und Kommunikation in Gang setzen. Schon heute arbeiten in der Kreativwirtschaft mehr Menschen in Deutschland als in der Automobilindustrie.
7. Um die Schnittstelle von Ökonomie und Politik deutlich zu machen, sollten wir wieder von der Politischen Ökonomie reden.
Soweit die Vorschläge von Wilhelm.
Von meiner Seite gab es ja eine Kolumne zur Ideen-Runde zum Thema: Wie gerecht ist die Netzökonomie?
Darüber denkt in der digitalen Technologieszene kaum einer nach. Umso mehr müsste sich die Wirtschaftswissenschaft mit diesen Fragen beschäftigen, fordert Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal-Instituts.
Die Ökonomik sollte etwas zu möglichen und wünschenswerten Szenarien in der Zukunft sagen. Sie muss wieder Möglichkeitswissenschaft werden: Wie könne eine Ökonomie aussehen, die die Produktivitätsfortschritte der Informationswirtschaft für einen Wohlstand nutzt, der bei möglichst vielen Menschen ankommt?
„Sind Postwachstumsgesellschaften denkbar, die dennoch eine hohe Lebensqualität für zehn Milliarden Menschen innerhalb der planetaren Grenzen schaffen? Wie sehen Perspektiven für einen zeitgemäßen Kapitalismus aus? Ein solches Zielwissen ist normativ, die zugrunde liegenden Normen bedürfen der Explizierung und der Begründung“, so Schneidewind.
In der Wirtschaft geht es immer um Wertentscheidungen. Jeder ökonomische Formelkonstrukteur ist gefordert, seine Weltsicht zu erklären. Das gilt auch für jene, die auf Bühnen über die Notwendigkeit der Digitalisierung schwätzen, aber sich in Wirklichkeit hinter Begriffskaskaden verstecken. Die Keynote-Dauerredner sprechen von Digitaler Transformation, Digitalem Darwinismus (sozusagen die Donald Trump-Variante des Business-Darwinismus), Disruption oder Innovation, erläutern aber nicht, welche Programmatik dahinter steckt.
„Wenn wir wirklich eine inklusive, nachhaltige und verantwortliche Gesellschaft und Ökonomie wollen, müssen wir unsere Bilanzen und Logiken ändern. Ich halte das für fundamental. Was sind die grundlegenden Paradigmen und Theorien der Ökonomie? Die sind implizit normativ. Am Ende ist Digitalisierung kein Selbstzweck. Es gibt auch keinen Determinismus (die Anschauung, dass alle Ereignisse im Voraus festgelegt sind und es keinen freien Willen gibt, Anm. des Autors). Wir haben gestalterische Freiheiten. Wohin führen unsere Denkansätze?“, fragt sich Winfried Felser im Netzökonomie-Campus-Gespräch.
Dazu passt auch das Thema: Offene Demokratie-Diskurse mit Unternehmern und Managern? #PeterDrucker
Christian Bartels schickte mir folgende Vorschläge:
1. Brian Solis: Build Platforms, Not Just Products
2. Startups – der Link zum Business
3. Bildung: Digitalisierung an Schulen und eine mögliche Unterstützung für die Lehrerschaft
4. CX: The Human on the Other Side of the Screen (Brian Solis)
5. Amazon Dash Button, Amazon Echo – Google Home, etc.: Auswirkungen im Retail, live@home, Datenschutz, etc.
Die anderen Teilnehmer könnten ja noch was zu Papier bringen und in eigenen Blogs oder auf Facebook publizieren. Ratschlag: Selbst die Initiative für den Käsekuchen-Diskurs übernehmen, ein Thesenpapier formulieren und mit uns einen Termin festlegen.
Die nächste Käsekuchen-Runde machen wir wieder in Bonn in meiner Bibliothek in der Ettighoffer Str. 26a, 53123 Bonn. Am Freitag, den 24. März, um 16 Uhr (Käsekuchen wird ab 15 verspeist, 16 Uhr startet der Livestream). Thema: Wie neureicher Vulgär-Kapitalismus die Netzökonomie beherrscht – Welchen Wertekanon streben wir in der Digitalisierung an?
Das passt zur politischen Ökonomie von Wilhelm Unrau und zu den Aussagen von Winfried Felser. Es passt auch zum Demokratie-Diskurs auf den Spuren von Peter Drucker.
Hat dies auf Ich sag mal rebloggt.
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Zeit etwas zu tun, wenn es der Kunst im Zuge eines Wertewandels an den Kragen geht: https://www.openpetition.de/petition/online/ortungen-2017logo-piene-untersuchung-des-lwl-marketing-uebergriffs-auf-die-piene-kunst-in-muenster
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